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Selbstständig arbeiten – 10 Veränderungen in meinem Leben (Teil 2)

Was hat sich in meinem Leben verändert, seit ich selbstständig als Designerin arbeite? Was läuft besser, was ist herausfordernder? Wir haben alle so unterschiedliche Erfahrungen. Und trotzdem – oder gerade deswegen – möchte ich mit euch teilen, was ich erlebt habe. Wir erfahren doch alle gern etwas aus dem Innenleben anderer Leute, oder!?

Zu diesem Artikel gibt es einen Teil 1, den ihr hier lesen könnt. Dort teile ich bereits 5 Veränderungen mit euch, die ich an mir beobachten konnte. Hier kommen 5 weitere, ganz eigene und persönlichen Einblicke. Teil 2.

Ein Paar sitzt auf einem Steg, Rücken zum Wasser, Gesichter einander zugewandt. Er legt einen Arm um sie. Sie lachen sich glücklich an. Die Stimmung ist spätsommerlich und locker.
#6 Wenn die Küche kalt bleibt aka. heimische Aufgabenverteilung

Hier muss ich nochmal auf Punkt 2 (eigene, neue Zeiteinteilung) aus dem ersten Teil des Blogbeitrages verweisen. Könnt ihr hier lesen. Denn wenn man eben nicht mehr so planbar arbeitet und weiß, dass man 17 Uhr zuhause ist – dann ist es auch garnicht mehr so leicht, zu versprechen, sich um das Abendbrot zu kümmern.

So war es zumindest bei uns zuhause, als realistisches Beispiel. Die Selbstständigkeit ist wie ein neuer Job, wo sich alles erstmal einspielen muss. Und in meinem Fall gestalte ich meine Woche gern intuitiv und nach Kraft, Gesundheit und anstehenden ToDos. Nicht selten kommt es vor, dass ich dann beim Eintreffen meines Mannes vor dem Computer sitze und er schon wieder einspringt, was das Kochen betrifft. (Keine Sorge: Das Kochen fällt nicht auf mich, weil ich eine Frau bin!)

Ebenso kommt es am Wochenende manchmal zu Terminen wie Fotoshootings, um die dann herum geplant werden muss. Manchmal kann das für beide Seiten anstrengend sein, man möchte sich ja schon gerne aufeinander verlassen und Absprachen einhalten. Den Punkt kann ich also noch nicht mit einem Super-Tipp abschließen und vertraue da weiter auf unsere offene Kommunikation.

#7 „Kann man damit Geld verdienen?“ und andere Diskussionen

Noch nie musste ich so viele Fragen über meine Arbeit beantworten, wie aktuell. Und nicht nur das: mich ab und zu sogar dafür rechtfertigen, was ich tue und wie ich es tue. Ganz ehrlich, als Angestellte hatte ich weniger Spaß an meinen Aufgaben und stand auch nicht immer zu 100% hinter den dortigen KundInnen. Das hat aber niemanden gestört, denn man ist ja fest angestellt und „das ist was Feines“. Das stimmt alle zufrieden, egal, wie es innen drin aussieht.

Jetzt ist das ganz anders. Selbst, wenn ich in meinem Business die Welt retten würde: Irgendjemand würde sicherlich immer seinen oder ihren Senf dazu geben. Jedes Mal fragen, wie es finanziell aussieht, meine Business-Entscheidungen hinterfragen, oder einen ungefragten Rat ala „Ich würde es ja so und so machen“ geben.

Das kann ganz schön anstrengend sein. Und ich bin sicher, es ist oft garnicht böse gemeint. Die Familie macht sich eben Sorgen, ob es mir gut geht: in diesem unbekannten Feld der Selbstständigkeit, das manchmal so schwer greifbar ist. Hier muss jede/r eigenen ganz eigenen Weg finden, zu reagieren und damit umzugehen. Mit Aufklärung, ein bisschen Gnade, Grenzen und viel Geduld bin ich aber auf einem ganz guten Weg.

Man schaut direkt von oben auf ein liegendes, grünes Lesezeichen mit der Aufschrift "where focus goes - energy flows". Es ist auf einem hellen Untergrund mit Buch und Büromaterialien dekoriert. Downloads möglich.
#8 Die eigene Zeit rechtfertigen, oder auch „Aber du bist doch selbstständig!“

Zu Punkt 7 kommt noch die zeitliche Komponente, die einen extra Roman verdienen würde. Von außen denken viele Menschen, dass Selbstständigkeit die ultimative Flexibilität bedeutet. Dass ich zu jeder Café-Einladung ja sagen kann und möchte, immer und überall in den Urlaub könnte und für jeden Gefallen bereit stehe. Zu jeder Zeit.

Ja, ich kann mir einiges selbst einteilen. Und ja, ich MUSS mir vieles selbst einteilen: Wenn ich jeder lustigen Lust nachgehe, würde ich wahrscheinlich zu garnichts kommen. Es gibt in meinem Leben Deadlines, die Notwendigkeit, irgendwo vor Ort zu sein, mal ans Telefon zu gehen oder sich am Tisch festzukleben, bis die eine Aufgabe erledigt ist.

Es ist ja auch für mich nicht schön, Absagen verteilen zu müssen. Denn man hat eh schon oft genug das Gefühl, allem nicht gerecht zu werden. Deshalb mein Wunsch und auch Tipp für alle Personen in meinem Umfeld: Grenzen und Zeiten respektieren. Lieber einmal mehr nachfragen und einen Einblick in den Alltag einer selbstständigen Person gewinnen.

#9 Alles-ist-möglich-Mentalität

Das ist jetzt vielleicht etwas schwarz-weiß, aber manchmal habe ich das Gefühl, ich kenne zwei Sorten von Menschen: Die, die Probleme sehen („Ich muss mich dort eh nicht bewerben, die nehmen mich sowieso nicht.“) und die, die Möglichkeiten sehen („Ja klar, lass uns das mal versuchen!“)

Wer nicht daran glaubt, dass die eigene Firma klappen kann, wird wohl eh nie eine gründen. Und ohne Problemlöse-Mentalität kommt man glaube ich auch nicht weit.

Trotzdem haben mein Eifer und Idealismus in den letzten Monaten nochmal ’ne Schippe drauf gelegt. Einfach, weil ich die Erfahrung gemacht habe: Es geht WIRKLICH alles davon, was ich mir vorgestellt habe. Ich muss garnicht so klein träumen. Ich muss mich einfach zu neuen Dingen überwinden, mich etwas trauen, rausgehen, ehrlich sein, mich vorstellen, Möglichkeiten wahrnehmen und dran bleiben. (Habe ich gerade „einfach“ gesagt? So einfach ist es natürlich nicht. Aber ihr wisst, was ich meine.)

Ich möchte euch ermutigen, Lösungen zu finden, euch mit Menschen auszutauschen, und euren Weg für euer Projekt/Traum/Business zu finden. Man wächst hier wirklich mit seinen Aufgaben, so blöd das klingt. Und es ist viel mehr möglich, als man manchmal befürchtet. Go for it!

Auf einer kleinen Präsentations-Treppe aus Holz stehen aufgereiht gedruckte Fotos. Auf den Fotos sind Hochzeitseinladungen und gedeckte Tische mit Menükarten der Gestalterin zu sehen. Das Setting im Hintergrund ist eine Messe.
#10 Dankbarkeit

Einige der letzten Punkte klangen sicherlich nach Stress. Nach verschwimmenden Grenzen, leidigen Diskussionen und vielen neuen Strukturen. Das hat auf einige von euch sicher einen schwierigen Beigeschmack. Mein Ansinnen ist und war allerdings nicht, euch hier mit einem negativen Gefühl rauszuschicken oder euch sogar Zweifel mitzugeben, ob diese Art von Arbeit etwas für euch ist.

Denn ein ganz wichtiger Punkt ist zum Abschluss wirklich nicht zu vergessen: Dankbarkeit. Ich bin jeden Tag dankbar dafür, dass ich mich für diesen Weg entschieden habe. Dass ich die Möglichkeit habe, diesen Wunsch umzusetzen. Das Privileg besitze, so frei entscheiden und arbeiten zu können. Dass ich wertvollen Support habe und die tollsten Menschen in der Branche kennenlernen darf. Dass Wünsche wahr werden. Ich bin stolz auf mich und staune, was sich in kurzer Zeit schon alles entwickelt hat.

Dafür nehme ich gerne Diskussionen in Kauf, oder Umstrukturierungen, oder mal ’ne schlaflose Nacht. Es kommt ja immer darauf an, was einem am wichtigsten ist und wo man den eigenen Fokus hin lenkt. Komme, was wolle: Stress, Zweifel (und davon gibt es viele!), Sorgen – die Basis ist trotzdem Dankbarkeit.

Fazit: Das waren sie also, 10 der wichtigsten Veränderungen in meinem Leben, seit ich selbstständig bin. Hier kommt ihr zu Teil 1 der Liste. Ich bin super gespannt, ob die Selbstständigen unter euch sich da wieder finden. Oder sich die Angestellten eventuell etwas ertappt fühlen, oder vielleicht einfach um ein paar Einblicke bereichert sind?

So oder so, schreibt mir total gerne eure Gedanken dazu. Und wer weiß, was ich in einem Jahr über diesen Artikel denke – hat sich wieder alles geändert? Eingepegelt? Ist es komplizierter geworden, oder leichter? Wir werden sehen!

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