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Selbstständig arbeiten – 10 Veränderungen in meinem Leben (Teil 1)

Veränderungen sind super individuell, ist klar. Trotzdem – oder gerade deswegen – möchte ich mit euch teilen, was sich in meinem Leben verändert hat, seit ich selbstständig als Designerin arbeite. Wir erfahren doch alle gern etwas aus dem Innenleben anderer Leute, oder!? Mir hätte es zu Beginn auf jeden Fall geholfen, mehr von solchen Einblicken zu bekommen.

Dieser Artikel wird wahrscheinlich bei jeder Person anders aussehen. Wenn du Chefin eines Metallbau-Unternehmens bist, sieht dein Arbeitsalltag anders aus, als wenn du freiberuflicher Tanzlehrer bist. Ich bin eine One-Woman-Show im Gestaltungsbereich, und so sieht mein Leben jetzt aus. Teil 1.

Eine junge Frau mit kurzen, blonden Haaren steht auf einer Messe vor ihrem Papeterie-Stand und schaut lächelnd zur Seite.
#1 Ziele, Ziele, Ziele

Ich behaupte einfach mal: Wer selbstständig arbeitet, kann nicht nur von 12 bis mittags denken. Aufgaben werden mir nicht mehr zugeteilt und ich arbeite sie ab – tagein, taugaus, und plötzlich sind 10 Jahre um. Als selbstständige Person brauche ich eigene Ziele. Von mir, für mich.

Damit meine ich nicht unbedingt so etwas wie „Ich möchte X Euro Umsatz im Jahr machen.“ Es fängt schon viel kleiner an: Was werde ich kommende Woche machen? Oder: Welche Produkte möchte ich in den kommenden Monaten herausbringen? Welche Projekte könnte ich umsetzen? Welche Ideen habe ich für Styled Shoots? Und natürlich auch größer gesehen: In welche Richtung soll sich mein Business entwickeln?

Ich verfolge jetzt meine eigenen Ziele. Nicht mehr die einer anderen Person. Das kann beängstigend sein, denn diese Ziele wollen überlegt, ausformuliert, und angegangen werden. Für mich ist dieser Gedanke aber etwas so extrem positives, dass er mich bedeutend zur Selbstständigkeit motiviert hat und ich nicht mehr anders leben möchte.

#2 Definiere "Feiertage"..?

Ich bin selbstständig als Designerin. Als kinderlose One-Woman-Show im home office bin ich komplett aus diesem gesellschaftlichen Rhythmus von Wochentagen, Feiertagen und Ferien raus. Keiner sagt mir, wann ich arbeiten soll – dafür aber auch nicht, wann ich eine Pause einzulegen habe. Man kann genau so gut in den Tag hineinleben, wie 20 Stunden ackern – irgendwie ein luftleerer Raum. Man fragt sich plötzlich: Wann WILL ich denn eigentlich arbeiten? Wann habe ich Kraft, Lust, und wie teile ich mir den ganzen Spaß ein?

Für mich funktioniert es einfach nicht, mich zu hart festgelegten Zeiten an den Tisch zu setzen und genau so wenig, zu hart festgelegten Zeiten aufzuhören. Ich versuche trotzdem, einen halbwegs „normalen“ Ablauf zu integrieren, heißt: Gearbeitet wird vorwiegend tagsüber und nur selten am Wochenende. Deswegen arbeite ich übrigens auch an Feiertagen, die auf einen Wochentag fallen – das würde mich sonst wieder zu sehr raus reißen.

Eine kleine Sinnkrise hat diese Freiheit schon anfangs mit sich gebracht. Und jede/r hat da ganz eigene Vorstellungen und Bedingungen, unter denen das Business klappt. Für mich geht es nicht ohne eine kleine Struktur, und da kommen wir auch schon zu Punkt 3: Disziplin.

Auf einer weißen Oberfläche liegen ein dickes Ringbuch und darauf ein rosanes Notizbuch. Ein Schattenspiel auf dem Stapel bringt eine ruhige Ästhetik mit sich und lässt auf ein nahes Fenster schließen.
#3 Disziplin hoch 10

Ehrlich gesagt würde ich mich privat nicht als besonders disziplinierte Person bezeichnen. Business-Julia ist da aber ganz anders. Das hat nichts mit Glück, Genen oder Erziehung zu tun, sondern ganz „einfach“ mit einer Entscheidung. Man darf nicht dem Irrglauben verfallen, dass einem das alles zufällt. (Den Spruch „Wer seine Leidenschaft zum Beruf macht, muss keinen Tag mehr arbeiten.“, weil es ja nur noch Spaß mache, kann man doch echt in die Tonne kloppen.) Man merkt einfach ganz schnell, dass Rumsitzen und Nichts tun sehr unerfüllend und vor allem auch sehr teuer werden kann.

Auf einige kann das sicher abschreckend wirken, mich spornt es an: Jeder Tag, an dem ich nicht wenigstens etwas kleines für meine Ziele mache, ist für mich zu teuer. Na klar: Wenn es mir nicht gut geht oder ich gerade eine stressige Phase hinter mir habe, mache ich auch mal ein, zwei, drei Tage nur das Mindeste. Es geht hier nicht um Burnout und Hustle-Culture.

Ich habe einfach erlebt, wie ich meine Ziele erreiche: Nämlich, indem ich jeden Tag etwas dazu beitrage, und sei es noch so klein. Ein Sprint nützt nichts, wenn ich mich danach drei Wochen nicht mehr auf Instagram bei meinen KundInnen melde. Ein Projekt kann noch so toll gewesen sein, aber irgendwann ist es vorbei und etwas neues muss her. Und das gehe ich an. „Poco a poco“, wie ich so gern sage: Schritt für Schritt.

#4 Hörst du mein Gehirn rattern?

Ich denke ständig an die Arbeit. Und das meine ich garnicht nur im negativen, zermürbenden Sinne. Klar, früher bin ich im Regelfall aus der Agentur heim, und dort haben Freizeit, Alltag und Familie auf mich gewartet. Freitag Nachmittag Schalter aus und erst am Montag Morgen wieder an. Jetzt ist das anders.

Wenn ich keine Ideen entwickele, macht es sonst niemand. Das ist toll, weil ich machen darf, was ich will. Und gleichzeitig auch gruselig, weil Gedanken kein 9-to-5-Job sind, sondern kommen, wann sie wollen. Und wenn die Ideen förderlich und gut sind, wäre es ja ziemlich blöd, sie wegzuschieben. Das kann dann auch mal abends im Bett sein oder mitten bei einem Kaffeedate. Gern auch am Wochenende oder im Urlaub.

Mittlerweile bin ich da aber ganz gut Herrin der Lage und habe meine Methode gefunden, um damit umzugehen: Alle brauchbaren Gedanken werden sofort digital in mein ToDo-Programm notiert und mit einem Datum zum „weiter darüber nachdenken“ versehen. So geht nix verloren und ich darf mich guten Gewissens wieder der Freizeit widmen.

Ein Paar ist von hinten zu sehen, wie es im Herbst an einem Flussufer gemeinsam über Steine springt. Die Frau hat lange blonde Haare und der Mann trägt eine graue Jacke.
#5 Wachstum auf allen Ebenen

Ich habe mal gehört, dass Selbstständigkeit die größte Persönlichkeitsentwicklung sei, die man manchen kann. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber mein Business hat mich definitiv sehr viel gelehrt und zum besseren verändert.

Man steht einfach viel mehr in der eigenen Mitte, wenn man sich wöchentlich darüber Gedanken machen muss, wen man wie ansprechen, anziehen und anwerben möchte. Was man mit dem eigenen Marketing ausdrücken möchte, wie man sich selbst präsentiert, was man von sich preisgibt und… die Liste ist lang. Wenn ihr etwas eigenes komplett allein aufzieht, verändert euch das.

Was ich zum Beispiel gelernt habe: Mir nicht mehr die Butter vom Brot nehmen zu lassen (auch privat sehr förderlich). Nur zu machen, wovon ich überzeugt bin. Mich auf meine eigenen Gefühle und Gedanken zu verlassen und mir nicht von anderen sagen zu lassen, was eine gute Entscheidung sei (vor allem nicht von Angestellten, die noch nie in meinen Schuhen gesteckt haben, sorry!). Mich zu trauen, als echte Julia rauszugehen, und nicht als hübsch aufbereitete Fassade einer immer glücklichen und erfolgreichen Designerin. The list goes on – vielleicht wird ja mal ein eigener Blogartikel draus!? So oder so: Wenn ihr etwas gründet, macht euch auf ’ne wilde Fahrt gefasst!

Fortsetzung folgt! Beim Aufschreiben dieser Veränderungen durfte ich mal wieder feststellen, dass ich mich nicht kurzfassen kann. Oder anders ausgedrückt, dass ich den einzelnen Gedanken etwas mehr Raum geben möchte. Darum teile ich meine 10 Punkte auf zwei Blogbeiträge auf. Weitere 5 Einblicke, wie es selbstständig als Designerin ist, warten also nächsten Monat auf euch. Hier könnt ihr außerdem die Story lesen, wie ich überhaupt zur Selbstständigkeit bekommen bin. Schreibt mir mal, wenn ihr in diesem großen Themenbereich ähnliche Erfahrungen gemacht habt – oder vielleicht sogar komplett konträre!? Ich bin gespannt!

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